Der Raubritter vom Lacher See
Auf einem Hügel gegenüber dem Kloster Maria Laach stand vor vielen Jahren eine Burg mit großen Türmen, Mauern und Zinnen. Dort wohnte ein Raubritter mit seinen Leuten, ein ungläubiger und habgieriger Mann, unter dem besonders die Bewohner des Klosters zu leiden hatten. Immer wieder vergriff er sich am Eigentum der Mönche, und dazu verspottete er sie auch noch. Wenn längere Zeit keine vorrüberziehenden Wagen zu plündern waren, hielt man sich an die Vorräten des Klosters schadlos und holte sich, was man auf der Burg benötigte. Der geplagte Abt wusste sich schließlich nicht mehr zu helfen und bat den Schutzherrn des Klosters um seine Unterstützung.
Das empfand der Raubritter als eine Beleidigung. Wütend rief er seine Leute zu sich, um mit ihnen zu überlegen, wie man den Abt und die Mönche aus dem Kloster in seine Burg locken könne, um sich an ihnen rächen zu können. Eines Tages täuschte der Ritter eine schwere Krankheit vor und tat so, als würde er bald sterben. Er schickte einen Boten zum Kloster und ließ ausrichten, der Abt möchte schnell zu ihm kommen, denn sein Tod würde bald kommen. Er wollte sich für seine Schandtaten entschuldigen, sich mit der Welt versöhnen und in der letzten Stunde seines Lebens von allen Sünden befreit zu werden. Der Abt sollte auch alle Mönche mitbringen, damit sie für ihn beten konnten.
Im Kloster freuten sich alle über den plötzliche Sinneswandel und über die Reugefühle des verstockten Sünders, der offensichtlich noch in der letzten Stunde seines Lebens zur Einsicht gekommen war. Rasch wurden die Schlitten angespannt, und die Mönche fuhren über den zugefrorenen See rüber zur Burg. Doch ein Diener des Ritters eilte ihnen entgegen und sagte ihnen das sie sofort umkehren sollten, da der Ritter etwas Böses im Schilde führte. Er liegt gar nicht im Sterben; er wollte nur Rache an ihnen nehmen, indem er alle Mönche in die Burg locken und sie dann töten wolle. Die Schlitten wurden umgedreht und ihn rascher Fahrt zum Kloster gelenkt. Der Ritter, der voller Rachsucht auf die Besucher gewartet hatte, sah von der Burg aus, dass die Mönche entkommen wollten. Sogleich schwang er sich auf sein Pferd und galoppierte mit seinen Männern hinter den Schlitten her. Als das Gefährt des Abtes, das als letztes fuhr, das Seeufer gerade erreichte, schlug der Ritter mit seinem Schwert zu, doch er verfehlte dessen Kopf um Haaresbreite; der Schlitten glitt auf das feste Land, während die Eisdecke zersplitterte und die Verfolger mit ihren Pferden in den dunklen Tiefen des Lacher Sees versanken. Seitdem glaubt man, sie setzen dort unten als Leute des Teufels ihr lasterhaftes Leben fort.