Die Sage von den Kirchturmglocken und andere Sagen vom Durbes-See

Der Durbes-See lag früher dort, wo heute Plecis, ein Torfmoor, liegt. Dem See gefiel sein Name "Plecis" nicht, deshalb wollte er nach Durbe fliehen.

An einem schönen Sommernachmittag ritt ein Mann auf einem weißen Pferd und rief: "Lauft weg, Leute, lauft weg! Der Durbis kommt!" Die Leute, die auf der Wiese Heu machten, liefen fort. Nur zwei Mädchen, die Leinwand bleuten, liefen nicht davon. Da kam der Durber See geflogen und ließ sich auf die Wiese nieder.

Manchmal kann man noch heute bei Līguti hören, wie die Mädchen im See bleuen.

 

Einmal flog eine schwarze Wolke durch die Luft. Ein Vogel eilte voraus und rief: "Nach Virga, nach Virga, nach Virga!" Die Wolke wollte sich schon hier niederlassen, da war der Vogel plötzlich mit etwas unzufrieden, flog nördlich weiter und rief: "Nach Durbe, nach Durbe, nach Durbe!" Die Wolke folgte dem Vogel. Bei Durbe hielt der Vogel über einer weiten Ebene und rief: "Hier in Durbe, hier in Durbe!" Die Wolke fiel hinunter. So entstand der Durbes-See.

 

 

Es gibt im Durbes-See eine Stelle, die nie zufriert. Wenn ein Mensch über das Eis geht oder fährt, zieht ihn eine unbekannte Kraft zu dieser Stelle. Jedes Jahr verschwinden viele Menschen ins Wasser.

Einmal fuhr ein Liebespaar mit dem Pferdeschlitten über den See und geriet in den Strudel. Als sie später gefunden wurden, erwies sich, dass sie sich vor dem Tod an den Händen gefasst hatten.

Seit der Zeit wird dieser Wasserstrudel der Heilige Strudel genannt.

 

Man erzählt, dass einst in Durbe Glocken für die Kirchen von Durbe und Cīrava gemacht wurden. Als die Glocken fertig waren, wurde die eine in Durbe gelassen, die andere aber wurde in einem Boot über den Durbes-See nach Cīrava geführt. Unterwegs fiel die Glocke in den See, weil sie nicht nach Cīrava wollte.

Man kann sie nicht mehr aus dem See herausholen. Und, wenn die Glocke im Kirchturm von Durbe klingt, so klingelt auch die Glocke, die im See liegt.